Politisches Bildhandeln. Identitätsarbeit Jugendlicher in sozialen Medien im Kontext politischer Kontroversen und islamistischer Ansprachen

Autor*innen
Organisation/Institut

Fachgebiet
Publikationsformat(e)
Projektstand
Projektbeginn
Projektende

Forschungseinrichtung(en)
Zentraler Phänomenbezug
Phänomenbereich

Materna, Georg; Brüggen, Niels; Lauber, Achim
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Medienpädagogik, politische Bildung
Monographie, Artikel, Handreichungen
Abgeschlossen
2. Oktober 2017
31. Dezember 2019

Außenuniversitär (Forschungsgemeinschaft)
Radikalisierung (allgemein)
Religiöse Ideologie, Phänomenübergreifend

Zentrale Fragestellung:

Sowohl der Erfolg sozialer Medien bei Jugendlichen als auch der Erfolg extremistischer Propaganda in sozialen Medien ist in großen Teilen mit der Verwendung visueller Kommunikate verbunden. Bilder, Memes, animierte GIFs oder Videos bieten niederschwellige Zugänge zu unterschiedlichsten religiösen und politischen Aussagen. Visuelle Kommunikate sind leicht zu rezipieren und können, wenn sie erfolgreich sind, dazu anregen, sie zu liken, zu teilen, zu verändern und/oder zu kommentieren. Sie sind Ausgangs- und Bezugspunkte individuellen und interaktionalen Handelns in sozialen Medien und darüber hinaus. Wie dieses Bildhandeln konkret aussieht, ist jedoch bisher wenig erforscht (vgl. Lobinger/Geise 2015, 2012; Reißmann 2015). Noch weniger Studien gibt es über den Zusammenhang zwischen der Aneignung visueller Kommunikate in sozialen Medien und den politischen und religiösen Haltungen Jugendlicher. Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand über die Nutzung und/oder Gestaltung visueller Kommunikate durch Jugendliche in sozialen Medien fragt die Studie „Politisches Bildhandeln“: – Welche politischen Themen spielen im Bildhandeln für die Identitätsarbeit von Jugendlichen in sozialen Medien eine Rolle? Wie spiegeln sich darin Teilhabe, Zugehörigkeit und Gemeinschaft der Jugendlichen? Inwiefern finden sich darin Bezüge zu den Themen Religion und Migration? – Welche visuellen Kommunikate betrachten Jugendliche als unpolitisch, politisch und welche als extremistisch? Welche Merkmale zeichnen diese Kommunikate aus? Wie eignen Jugendliche sich die unterschiedlichen visuellen Kommunikate in den Verweisstrukturen sozialer Medien (kommentieren, weiterleiten, löschen, melden etc.) an? – Welchen Einfluss auf den Umgang mit und das Erkennen von anti-muslimischen Rassismen und islamistischen Ansprachen haben die personalen und sozialen Kontexte Jugendlicher? Ziel der Studie ist, empirisch gesicherte Forschungsergebnisse zum politischen Bildhandeln Jugendlicher vorzulegen. Damit schafft die Studie u. a. eine verbesserte Grundlage für die präventive Jugendarbeit gegen politisch- und religiös-motivierte Radikalisierungskampagnen durch demokratiefeindliche Gruppen in sozialen Medien. Die Studie „Politisches Bildhandeln“ ist die Begleitstudie des Praxisprojektes „bildmachen – Politische Bildung und Medienpädagogik zur Prävention rel.-extremistischer Ansprachen in sozialen Medien“. Neben empirischer Forschung ist der Transfer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die praktische Jugendarbeit ein wichtiger Bestandteil des Studienkonzeptes. Während der geförderten Laufzeit (10/2017-12/2019) gibt es einen regelmäßigen Austausch zwischen dem bildmachen-Praxisprojekt und der Begleitstudie „Politisches Bildhandeln“. Zum Abschluss der Studie werden die Ergebnisse wissenschaftlich publiziert und in praxisnaher Form pädagogischen Fachkräften zugänglich gemacht.

Stichprobenbildung – Datenzugang:
Theoretisches Sampling, Zugang zur Zielgruppe über die offene Jugendarbeit.

Gesamtstichprobengröße
Inhaltlicher / Thematischer / Empirischer Zentralfokus
Methodik

Erhebungsverfahren
Auswertungsverfahren

n = 45
Deskriptiveanalyse, Fallanalyse, Kontextuelles Verstehen der Medienaneignung

 

Zentrale Forschungsbefunde:

(1) Das Bildhandeln Jugendlicher verhandeln auch politische Themen. Welche das sind, inwiefern sie als politisch erkannt werden und welche Lebensweltbezüge sich daraus ergeben, wurde herausgearbeitet.
(2) Niederschwellige extremistische Inhalte werden tendenziell erkannt, wenn es um Diskriminierung von Gruppen geht, denen Ego oder Peers angehören. Diskriminierung gegenüber Gruppen, denen Ego oder Peers nicht angehören, werden jedoch tendenziell weniger bis nicht erkannt und problematisiert. Hierfür sind differenzierte Daten zu unterschiedlichen Narrativen vorhanden.
(3) Es wurden Gründe ausgearbeitet, warum junge Menschen bewusste politische Partizipation (auf unterschiedlichen Ebenen) in sozialen Medien eher scheuen.

Implikationen oder praktische Verwendbarkeiten:

Auf Basis der Forschungsergebnisse wurden Empfehlungen für die pädagogische Arbeit abgeleitet, ein besonderer Fokus liegt auf der Arbeit mit Memes und zu islamistischen und rechtspopulistischen Narrativen. .

Hinweise / Anregungen zu möglicher Anschlussforschung:

Verschiedene Fragestellungen zu politischer Sozialisation und Meinungsbildung von jungen Menschen in tiefgreifend mediatisierten Gesellschaften

Zitation des Projekts

  • Politisches Bildhandeln. Identitätsarbeit Jugendlicher in sozialen Medien im Kontext politischer Kontroversen und islamistischer Ansprachen. Begleitstudie des Projekt „bildmachen: Medienpädagogik und politische Bildung zur Prävention religiös-extremistischer Ansprachen in sozialen Medien“, durchgeführt vom JFF – Institut für Medienpädagogik; Projektkoordination „bildmachen“ ufuq.de, gefördert im Programm „Demokratie leben“ (2017-2019).

Quellenangabe projektbezogener Publikation

  • Materna, Georg/Lauber, Achim/Brüggen, Niels (2021).
    Politisches Bildhandeln. Der Umgang Jugendlicher mit visuellen politischen, populistischen und extremistischen Inhalten in sozialen Medien. Kopaed Verlag: München (Reihe Medienpädagogik, Bd. 23).