Die Person-Umwelt Hypothese der Situational Action Theory und gewalttätiger Extremismus: Ein Teilprüfungsversuch

Autor*innen
Organisation/Institut

Fachgebiet
Publikationsformat(e)
Projektstand

Projektbeginn
Projektende

Forschungseinrichtung(en)
Zentraler Phänomenbezug
Phänomenbereich

Lieven Pauwels, Noel Klima, Wim Hardyns
Institute for International Research on Criminal Policy (IRCP); RadiLab – UGent Impact Lab for Preventing and Countering Violent Extremism (P/CVE)
Kriminologie
Journal
Abgeschlossen
/
/

Universitär
Übergreifend: Radikalisierung – Extremismus und/oder Terrorismus
Phänomenübergreifend

Zentrale Fragestellung:

Die vorliegende Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen der extremistischen Disposition und der Online-Exposition gegenüber extremistischen moralischen Normen auf politisch-religiös motiviertes Gewalthandeln. Während bei der Erklärung der Delinquenz von Jugendlichen ein stabiler Interaktionseffekt zwischen der Disposition zur Kriminalität und der kriminogenen Exposition nachgewiesen wurde, wurde dieser Interaktionseffekt in keiner früheren Studie unter jungen Erwachsenen explizit im Hinblick auf politisch oder religiös motivierte Gewalt untersucht. Diese Studie ergänzt daher die vorhandene Literatur um die Überprüfung einer zentralen Annahme der Situational Action Theory (SAT), nämlich der Person-Umwelt-Hypothese (PEA-Hypothese) im Bereich der politisch und religiös motivierten Gewalt. Der SAT zufolge entsteht gewalttätiger Extremismus, wenn eine zu gewalttätigem Extremismus neigende Person und ein gewalttätig-extremistisches Handlungsumfeld zusammentreffen. Diese Arbeit untersucht die Wechselwirkungen dreier Arten extremistischer Dispositionen (linksextremistische, rechtsextremistische und religiös-extremistische Disposition) mit der Exposition gegenüber gewaltaffin-extremistischer Handlungsumfelder. Zugrunde liegen eine schriftliche Befragung von SchülerInnen und eine Internetumfrage unter jungen Erwachsenen in Belgien. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Wirkung der Disposition von der kumulativen extremistischen Exposition abhängt. Diese Resultate bleiben über spezifische Operationalisierungen der Disposition hinweg stabil. Die Bedeutung der erzielten Befunde für die weitere Forschung wird diskutiert.

Stichprobenbildung – Datenzugang:
Eine schriftliche Befragung von SchülerInnen und eine Internetumfrage unter jungen Erwachsenen in Belgien.

Gesamtstichprobengröße
Inhaltlicher / Thematischer / Empirischer Zentralfokus
Methodik
Erhebungsverfahren
Auswertungsverfahren

6020
Kovarianzanalysen

 

Zentrale Forschungsbefunde:

Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Wirkung der Disposition von der kumulativen extremistischen Exposition abhängt. Diese Resultate bleiben über spezifische Operationalisierungen der Disposition hinweg stabil. Die Bedeutung der erzielten Befunde für die weitere Forschung wird diskutiert.

Implikationen oder praktische Verwendbarkeiten:

Bei der Erforschung der Determinanten des gewalttätigen Extremismus kann der Online-Kontext nicht länger ignoriert werden. Nichtsdestotrotz sollten zukünftige Forschungen zu politisch- religiös motivierter Gewalt den unterschiedlichen Dimensionen des Umweltkontexts mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen.

Hinweise / Anregungen zu möglicher Anschlussforschung:

Unsere finale Schlussfolgerung lautet, dass Wikströms SAT einen Platz im integrativen Rahmen zur Untersuchung politischer Gewalt verdient, da sich die Theorie auf Prozesse und Auslöser konzentriert und WissenschaftlerInnen dazu einlädt, darüber nachzudenken, wie verschiedene »Variablen« in ein allgemeines theoretisches Schema passen. Aufgrund ihrer theoretischen Komplexität ist jedoch viel mehr Forschung erforderlich, um die Dynamik der SAT bei der Erklärung extremistischer Gewalt als moralischer Handlung vollständig zu erfassen. Allgemeine Handlungstheorien existieren auch außerhalb der Kriminologie, z. B. die Theorie des vernünftigen Handelns (Fishbein & Ajzen, 2011), das Modell der Frame-Selektion (Kroneberg, 2010) und weite Versionen der Rational- Choice-Theorie (Opp, 2009). Es wäre sinnvoll, die Stärken und Schwächen der verschiedenen theoretischen Ansätze zu vergleichen, da Probleme in einer Theorie mithilfe eines anderen Bezugsrahmens gelöst werden könnten.

Zitation des Projekts

  • Pauwels, L., Hardyns, W., & Klima, N. (2021). Die Person-Umwelt Hypothese der Situational Action Theory und gewalttätiger Extremismus : ein Teilprüfungsversuch. MONATSSCHRIFT FUR KRIMINOLOGIE UND STRAFRECHTSREFORM, 104(2), 124–138. https://doi.org/10.1515/mks-2021-0114

Quellenangabe projektbezogener Publikation

  • https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/mks-2021-0114/html