Islamistischer Terrorismus in Deutschland. Analyse der Täterprofile deutscher Syrien-Rückkehrer auf Basis von Gerichtsakten

Autor*innen
Organisation/Institut

Fachgebiet
Publikationsformat(e)
Projektstand

Projektbeginn
Projektende

Forschungseinrichtung(en)
Zentraler Phänomenbezug
Phänomenbereich

Weber, Kristin
Deutsche Hochschule der Polizei

Kommunikationswissenchaften, Kriminologie
Monografie, E-Book
Abgeschlossen
17. Oktober 2019
31. Mai 2023

Universitär
Übergreifend: Radikalisierung – Extremismus und/oder Terrorrismus
Religiöse Ideologie

Zentrale Fragestellung:

Diese Forschung nähert sich aus kriminologischer und soziologischer Perspektive dem Phänomen des islamistischen Terrorismus in Deutschland an. Im Fokus stehen Personen, die in Deutschland aufgewachsen und sozialisiert worden sind, sich aber aus multikausalen Beweggründen dafür entschieden haben, sich dem sog. „Islamischen Staat“ und ihm nahestehenden terroristischen Organisationen im Ausland anzuschließen und strafrechtlich relevante Handlungen durchzuführen. Dabei liegt der Schwerpunkt in besonderer Weise auf Radikalisierungsprozessen und – dynamiken sowie psychosoziale Faktoren. Basis dieser Forschung sind Gerichtakten (Generalbundesanwalt und weitere (General-)Staatsanwaltschaften). Diese Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Daten ermöglichten tiefe Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Täter:innen (Motive, Modus Operandi, Lebensläufe) aber auch der psychologischen Aspekte der von den Täter:innen ausgeübten Gewalt und den psychosozialen Faktoren, die sie für eine Radikalisierung empfänglich gemacht haben. Im Fokus standen sowohl die Verläufe als auch die Ursachen ihrer Radikalisierung. Von weiterem Interesse war die weiterführenden Radikalisierungs- und Ausreiseprozesse sowie die damit einhergehenden psychologischen und gruppendynamischen Prozesse, die die Täter:innen mehr in das radikale jihadistische Milieu gezogen haben. Als psychosoziale Faktoren stellen sich Identitäts- und Lebenskrisen der Täter:innen, multiple (intensive/andauernde) Belastungssituationen (u.a. Gewalterfahrungen, Vernachlässigung im Kindesalter, Verlust Bezugsperson), psychische Störungen (u.a. Suchtverhalten, bipolare Störungen, Depressionen, Suizidalität, Borderline-Syndrom, Narzissmus, Manie), altersspezifische Problemlagen (u.a. geistige Unreife, Reiferückstand, Identitätsprobleme), biografisches Scheitern und biografische Stagnation (u.a Schulabbruch, mehrfach Ausbildungsabbrüche, finanzielle Probleme), Scheitern von zwischenmenschlichen Beziehungen (u.a Belastungssituationen in Beziehung, Ehe, Familie), die Rolle und der Einfluss des Aufwachsens, Heranwachsens und Erwachsenwerdens der Täter:innen in Bezug auf abwesende Väter, die Suche nach Signifikanz (Quest for Significance (Kruglanski, 2014)), Suche nach Abschluss und Gewissheit (Need for Closure (Webber et al., 2017)), Reduktion von Ungewissheit (Uncertainty-Identity-Theory (Hogg 2014)) einfach zu verstehenden Regeln, der Einsatz und Einfluss von unterschiedlichen jihadistischen Narrativen (u.a. Angstpädagogik, Mortalitätsangst) und deren Folgen auf die psychische Gesundheit der Täter:innen, eine gewisse Neigung (bei einigen Akteuren) zum Sensation seeking Behaviour (Zuckermann, 1994. Kruglanski et al., 2014) hervor. Des Weiteren wurde eine Social Network Analysis durchgeführt und der Fokus ist verstärkt auf die Kennverhältnisse deutscher Jihadisten gelegt worden. Durch ein aktenübergreifendes Studium konnte der Aufbau des radikalen salafstisch-jihadistischen Netzwerks in Deutschland rekonstruiert und Verbindungen zu terroristischen Organisationen im Ausland nachgewiesen. Des Weiteren gibt diese Forschung Aufschluss über den Aufbau, die Logistik, die Rollenverteilung innerhalb des Netzwerks und entsprechende Schlüsselpersonen, die sich im Netzwerk aufhalten (in besonderer Weise salafistisch-jihadistische Prediger als Bürgen, Ausreiseplaner und -unterstützer, Mitglieder des IS).

Stichprobenbildung – Datenzugang:
Gerichtsprozessakten des Generalbundesanwalt und diverser (General)-Staatsanwaltschaften

Gesamtstichprobengröße
Inhaltlicher / Thematischer / Empirischer Zentralfokus

Methodik
Erhebungsverfahren
Auswertungsverfahren

58
Inhaltsanalyse, Aktenanalyse, Grounded Theory

 

Zentrale Forschungsbefunde:

Radikalisierungsprozesse, Radikalisierungsverläufe, Multikausale Gründe, psychosoziale Faktoren, Netzwerkanalyse, strafrechtliche Handlungen des radikal salafistisch-jihadistischen Milieus in Deutschland

Implikationen oder praktische Verwendbarkeiten:

Nutzung Aktenanalyse und Social Network Analysis für Sicherheitsbehörden, Deradikalisierungs- und counter terrorism Strategien

Hinweise / Anregungen zu möglicher Anschlussforschung:

/

Zitation des Projekts

  • Weber, K. (2023):
    Islamistischer Terrorismus in Deutschland. Analyse der Täterprofile deutscher Syrien-Rückkehrer auf Basis von Gerichtsakten. Springer VS.

Quellenangabe projektbezogener Publikation