MOTRA-Spotlight 4/23

„Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) ist eine gemeinsam von der Universität Hamburg und dem German Institute for Global and Area Studies (GIGA) durchgeführt Studie. Sie geht  der Frage nach, wie Menschen internationale Krisen und Probleme wahrnehmen und welche Meinungen und Erwartungen sie in Bezug auf darauf gerichtete Maßnahmen haben. Für diese Untersuchung werden alle 2 Monate ca. 2.500 Erwachsenen ab 18 Jahren befragt, die auf Basis eines Online-Access-Panels erreicht werden. Die beiden ersten Erhebungen fanden im November 2022 und Februar 2023 statt. Vorliegend wird über Resultate dieser Befragungen zu den Themen Klimawandel, Klimaschutzmaßnahmen und Proteste wegen der Klimakrise berichtet.

In beiden Befragungen äußerte mit etwa Dreiviertel der Befragten eine sehr große Mehrheit Besorgnisse wegen des Klimawandels. Besonders ausgeprägt war dies unter jungen Menschen. Ein erheblicher Anteil befürwortete angesichts dessen im Februar 2023 auch weitgehende Maßnahmen zum Klimaschutz, die mit erheblichen Einschränkungen, Eingriffen in Rechte oder finanziellen Aufwendungen verbunden sind. Für die dauerhafte Einführung eines 9 Euro Tickets sprachen sich 68% aus. 43% stimmten einem Tempolimit von maximal 100 km/h zu. 47.2% sprachen sich für ein Verbot von Inlandsflügen aus und 41,3% für die Enteignung ungenutzter landwirtschaftlicher Flächen zum Bau von Windkraftanlagen.

Gezielte Normverstöße als Protestformen, z.B. Straßenblockaden im Rahmen von Forderungen nach mehr Klimaschutz, wurden zwar von der Mehrheit abgelehnt. Mit etwa 10% fanden solche Aktionen aber bei einer durchaus substanziellen Minderheit Zustimmung. Bei jungen Menschen unter 40 Jahren ist diese Rate mit 17,4% mit Abstand am höchsten. Sich selbst an einen Baum anketten, um eine Baumaßnahme zu verhindern, fanden 16,8% der Gesamtbevölkerung richtig. Bei den jüngeren unter 40 war die Akzeptanz dessen mit 24,2% aber etwa doppelt so hoch wie bei Älteren (40-60 Jahre: 13,5%; 60 Jahre und älter: 10,3%).

Insgesamt zeigt sich: Je jünger die Befragten, desto höher sind die Besorgnisse wegen des Klimawandels, desto größer ist die Bereitschaft auch eingriffsintensive Maßnahmen zum Schutz des Klimas mitzutragen und umso stärker ist die Akzeptanz von Gesetzesverstößen und zivilem Ungehorsam als Protestformen.