Radikalisierung in Sozialtherapeutischen Einrichtungen: Eine Vollerhebung zur Situation in Deutschland

Autor*innen
Organisation/Institut

Fachgebiet
Publikationsformat(e)
Projektstand

Projektbeginn
Projektende

Forschungseinrichtung(en)
Zentraler Phänomenbezug
Phänomenbereich

Hatton, Whitney; Moosburner, Maeve; Etzler, Sonja; Rettenberger, Martin
Kriminologische Zentralstelle

Psychologie
Paper
Abgeschlossen
31. März 2022
31. März 2023

Nicht zuzuordnen
Radikalisierung (allgemein)
Phänomenübergreifend

Zentrale Fragestellung:

Um aussagekräftige Daten zum Thema Radikalisierung im Justizvollzug zu erhalten, wurde in der vorliegenden empirischen Untersuchung eine Vollerhebung aller Sozialtherapeutischen Einrichtungen (SothEn) in Deutschland durchgeführt, da dort aufgrund des ausgebauchten therapeutischen Angebots und der überdurchschnittlichen Diagnostik- und Dokumentationslage mit einer Vielzahl an Zusatzinformationen gerechnet werden konnte. Darüber hinaus ist aufgrund des relativ hohen Betreuungsschlüssels und der engen Zusammenarbeit mit den Inhaftierten davon auszugehen, dass Radikalisierungstendenzen frühzeitig erkannt und ihnen bestmöglich therapeutisch begegnet werden kann. Gleichzeitig könnte die Vermutung angestellt werden, dass sozialtherapeutische Einrichtungen mit ihrem Wohngruppenkonzept ein besonders attraktives Setting für Rekrutierungsbemühungen darstellen könnten. Die resultierende Erhebung erfolgte daher im Rahmen der jährlichen Stichtagserhebung zur Sozialtherapie der Kriminologischen Zentralstelle.

Stichprobenbildung – Datenzugang:
Es handelte sich bei den 69 SothEn um 6 eigenständige Anstalten, 2 Außenstellen von größeren Anstalten sowie 61 Abteilungen innerhalb größerer Anstalten. Davon waren insgesamt 45 Einrichtungen ausschließlich für erwachsene männliche Personen zuständig, 18 für jugendliche straffällig gewordene Personen und 6 Einrichtungen ausschließlich für Frauen.

Gesamtstichprobengröße
Inhaltlicher / Thematischer / Empirischer Zentralfokus
Methodik
Erhebungsverfahren
Auswertungsverfahren

n = 69
Deskriptivanalyse

 

Zentrale Forschungsbefunde:

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass die Fallzahlen von Gefährdern, Sympathisanten und Gefährdeten in den Sozialtherapeutischen Anstalten deutschlandweit vergleichsweise gering sind. Dies mag an der generell niedrigen Basisrate, an der Art der Messung, oder an den Spezifika der Einrichtungen selbst liegen. Bei näherer Betrachtung und entgegen der häufigsten Selbsteinschätzung liegt die Annahme nahe, dass SothEn besonders geeignet für die Arbeit mit Gefährdern, Sympathisanten und Gefährdeten sind, da sie einige Aspekte bestehender »Best-Practice-Ansätze« zur Deradikalisierung bereits im unspezifischen täglichen Behandlungsprogramm umsetzen.

Implikationen oder praktische Verwendbarkeiten:

Ziel sollte es daher sein, weiterhin für ein integrativeres Verständnis von Deradikalisierungsarbeit in der Praxis zu werben, das das Wirkungspotential bestehender (Resozialisierungs-) Maßnahmen und somit die spezielle Eignung der SothEn im Umgang mit Deradikalisierung betont. Darüber hinaus können in Fort- und Weiterbildung die Anwendung und Wirksamkeit allgemeiner sozialtherapeutischer Maßnahmen im Bereich der Deradikalisierung diskutiert werden.

Hinweise / Anregungen zu möglicher Anschlussforschung:

Deradikalisierungsarbeit im Vollzug, Fort- und Weiterbildungen, Sozialtherapeutische Maßnahmen

Zitation des Projekts

  • Hatton, W., Moosburner, M., Etzler, S., & Rettenberger, M. (2023).
    Radikalisierung in Sozialtherapeutischen Einrichtungen: Eine Vollerhebung zur Situation in Deutschland. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 106(4), 314-320.

Quellenangabe projektbezogener Publikation

  • Hatton, W., Moosburner, M., Etzler, S., & Rettenberger, M. (2023).
    Radikalisierung in Sozialtherapeutischen Einrichtungen: Eine Vollerhebung zur Situation in Deutschland. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 106(4), 314-320.