Umgang mit Verstellung und Täuschung in der Deradikalisierungsarbeit mit inhaftierten islamistischen Extremisten/Terroristen

Autor*innen
Organisation/Institut

Fachgebiet
Publikationsformat(e)
Projektstand

Projektbeginn
Projektende

Forschungseinrichtung(en)
Zentraler Phänomenbezug
Phänomenbereich

Cherney, Adrian; Köhler, Daniel; Templar, Amy
Kompetenzzentrum gegen Extremismus in Baden-Württemberg, Queensland Universität Australien
Psychologie, Kriminologie, Politikwissenschaft
Abschlussberichte, Aufsätze in Fachzeitschriften
Abgeschlossen
1. Mai 2022
1. September 2022

Behördlich, Universitär
Übergreifend: Radikalisierung – Extremismus und/oder Terrorismus
Religiöse Ideologie

Zentrale Fragestellung:

Ziel des Projekts war es, das Auftreten, die Erkennung und mögliche Gegenmaßnahmen von scheinbarer Mitarbeit (engl. Disguised Compliance) insbesondere Verstellung und Täuschung in der Ausstiegsarbeit mit islamistischen Extremisten und Terroristen in Haft in einem internationalen Kontext zu untersuchen.

Stichprobenbildung – Datenzugang:
24 Interviews mit Subject Matter Experts in 4 Ländern

Gesamtstichprobengröße
Inhaltlicher / Thematischer / Empirischer Zentralfokus
Methodik

Erhebungsverfahren
Auswertungsverfahren

n=24
Diskursanalyse, Fallanalyse, Inhaltsanalyse

 

Zentrale Forschungsbefunde:

Das Auftreten von scheinbarer Mitarbeit ist in hohem Maße kontextabhängig und von den individuellen Motivationen und Fähigkeiten sowie dem breiteren Programmkontext geprägt. Scheinbare Mitarbeit im Strafvollzug oder in der Kommune wurde nicht als besonders häufig oder weit verbreitet eingestuft. Sie wurde jedoch als Risiko wahrgenommen. Die Fachkräfte wiesen auf die potenziell wenig hilfreichen und nachteiligen Folgen der Debatte über das Auftreten von scheinbarer Mitarbeit unter Programmteilnehmenden hin. Zu den wichtigsten Anzeichen für eine mögliche scheinbare Mitarbeit gehören eine abrupte und nicht ausreichend erklärbare Änderung der extremistischen Überzeugungen und eine Unstimmigkeit zwischen Aussagen und Verhaltensweisen sowie Bemühungen, die Verantwortung für eigene Taten auf andere Personen zu übertragen, zu minimieren und zu leugnen.

Implikationen oder praktische Verwendbarkeiten:

Strategien zur Authentizitätsprüfung müssen sich auf eine Vielzahl von Informationsquellen und Beweisen stützen. Eine wichtige Strategie, um die Authentizität von Veränderungen bei Klientinnen und Klienten zu testen, ist die Bewertung von Aussagen, Antworten, individuellen Bemühungen und Verhaltensweisen in verschiedenen Kontexten etwa durch unterschiedliche Fragen und Gesprächsformaten mit einer Klientin oder einem Klienten. Es ist weder hilfreich noch praktikabel, wenn die Interaktionen zwischen dem Beratungspersonal und den Klientinnen und Klienten vor allem darauf abzielen, Täuschungen oder falsche Absichten aufzudecken. Transparenz und der Aufbau von Vertrauen zwischen dem Beratungspersonal und den Klientinnen und Klienten sind wichtig, um scheinbare Mitarbeit aufzudecken bzw. zu verhindern. Weiterhin zentral sind strukturelle Qualitätsstandards, wie Supervision, Intervision, fachliche Qualifikation der Beratenden, Fallkonferenzen, multidisziplinäre Beratungsteams und kontinuierliches standardisiertes Fallmonitoring.

Hinweise / Anregungen zu möglicher Anschlussforschung:

/

Zitation des Projekts

  • Cherney, A.; Templar, A; Koehler, D. (2023): „Der scheinbare Ausstieg: Wie können Täuschung und Verstellung in Ausstiegsprogrammen erkannt, eingeordnet und verhinder werden?“ Stuttgart: Kompetenzzentrum gegen Extremismus (konex).

Quellenangabe projektbezogener Publikation

  • Abschlussbericht: https://www.konex-bw.de/wp-content/uploads/2023/03/Australienstudie-final-Reinzeichnung.pdf Kurzzusammenfassung: Kriminalistik 4/2023, S.208-213 weitere englische Fachaufsätze